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Flora

Die vielseitige Flora der Osterinsel

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Niemand hat gezählt, in wie vielen Büchern und Artikeln die Osterinsel als baumlos ist. Doch das stimmt nun aber wirklich nicht, wie dieses Bild am Ahu Akivi zeigt.

Foto: Peter Hertel

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Die Osterinsel besitzt eine reizvolle und einmalige Vegetation, 

die Landschaft ist von erloschenen Vulkankegeln geprägt. 

Foto: Peter Hertel

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Totoraschilf auf dem Kratersee des Rano Kao (Schoenoplectus californicus), im Vordergrund die etwas kleineren Pflanzen sind Polygonium acuminatum. An den steilen Kraterabhängen gedeihen auch von Menschen angepflanzt Avocado, Mango, Kaffee, Wein und andere eingeführte Pflanzen.

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Häufig finden sich noch sogenannte Manavai, das sind Steinkreise zum Schutze der Pflanzen.

Foto: Peter Hertel

Mit der Abholzung der Bäume wuchsen die Pflanzen nicht mehr, weil sie dem Wind und Meersalz zu stark ausgesetzt waren. Es gab einst Hunderte oder vielleicht Tausende dieser Steinringe. Die meisten sind allerdings durch die Schafzucht zerstört worden.

 

Nur wenige Exemplare des Mahutestrauches (Broussonetia papyrifera) sind noch vorhanden. Dessen Rindenbast diente einst als Grundmaterial für die Bekleidung der Insulaner an Festlichkeiten. 

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In der Bucht von Anakena wurden um 1960 Palmen angepflanzt. Heimisch soll einst die chilenischen Jubilea Chilensis, die Honigpalme, gewesen sein. Sie besaß einen Stammdurchmesser bis zu 1,80 Meter. Auf der Osterinsel wurde sie nur maximal sechs Meter hoch. Aushöhlungen in der Lava durch die Abdrücke verkohlter Stämme sind vor allem an der Westküste der Insel zu finden. Vor wenigen Jahren wurde sogar ein Bündel Nüsse, in der Lava eingeschlossen, entdeckt. Die Kokospalme „Cocos nucifera“ war hier nicht heimisch.

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Der Korallenbaum besitzt strahlend rote Blüten.

Foto: Peter Hertel

Vermutlich von den Besiedlern eingeführte Nahrungspflanzen sind Kumara (Süßkartoffel, Ipomea batatas), Taro (Colocasia esculenta), Zuckerrohr (Toa, Saccharum officinarum), Uhi (Dioscorea alata) und Maika (diverse Bananensorten). 
 

Zum Schnitzen wurde vor allem Mako'i benützt, eine Eibischart. Hau Hau (Triumffeta semitriloba) für Seile & Schnüre, der Rindenbast des Mahutestrauches (Broussenetia papyrifera) als Stoffersatz und als Farbstoff Pua (Curcuma longa) verwendet. Auf der Insel wachsen Tomaten, Zwiebeln und Karotten. Natürlich auch verschiedene tropischen Früchte, aber meist nur in den Dorfgärten. Eine richtige Produktion, außer Ananas und Kopfsalat existiert nicht, an einen Export ist schon gar nicht zu denken. 
 

Auf kleineren Plantagen werden praktisch nur Süßkartoffeln, Taro, Bananen, Ananas und wenig Futtermais angebaut. Im Sommer kommen Wassermelonen, Avocados, Mangos und Guaven hinzu. Einige verwilderte Feigenbäume werden genutzt. Europäisches Obst wie Äpfel, Birnen, Kirschen und Pflaumen ist ebenso wie Getreide nicht bekannt.
Bewässerungsanlagen gibt es außer ein paar künstlichen Teichen, die aber immer ausgetrocknet sind, keine. 

Zahlreiche Traktoren schaden dem Boden durch zu häufiges Pflügen.

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Heute gibt es wieder „richtige“ und ausgedehnte Wälder auf der Insel, meist handelt es sich um Eukalyptusbäume. Die ersten wurden um 1900 gepflanzt und eine zweite große Aufforstung fand 1970 statt. Für die Zukunft sind weitere Projekte für eine subtropische Aufforstung vorgesehen.

Foto: Peter Hertel

Details zur Flora der Osterinsel

Die Flora der Osterinsel besteht heute zum größten Teil aus vom Menschen eingeführten Pflanzenarten. Ganz anders dagegen muss es hier ausgesehen haben bevor die ersten polynesischen Siedler auf der Insel erschienen sind. 

 

Anhand von archäologischen und paläontologischen Ausgrabungen weiß man, dass auf der Osterinsel einst Unmengen von Seevögeln brüteten, praktisch die gesamte Insel war von brütenden Seevögeln besiedelt. Diese Tatsache muss man unbedingt berücksichtigen wenn man sich ein Bild vom Aussehen der ehemaligen Vegetation machen will. 

 

Einerseits hinterlassen brütende Seevögel Unmengen von Kot, Guano genannt, der sehr phosphorreich und ein hervorragender Pflanzendünger ist. Andererseits brüten etliche Seevogelarten in selbst gegrabenen, unterirdischen Höhlen, die große Bereiche des Bodens unterhöhlen und es somit vor allem größeren Bäumen erschweren, zu wurzeln. 

Es ist also durchaus anzunehmen, dass sich auf der Osterinsel kein geschlossener Wald fand sondern eine eher offene, parkähnliche Landschaft mit einem artenreichen Unterwuchs und sehr dichtem Bodenbewuchs aus Farnen, Gräsern und sicher auch zahlreichen anderen krautartigen Pflanzen, von denen sich heute keinerlei Spuren mehr erhalten haben. 

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Zu den überlebenden Vertretern der ehemaligen Bodendecker gehören vier endemische, also weltweit nur hier vorkommende Farnarten: Diplazium fuenzalidae, Doodia paschalis (Nehe nehe), Elaphoglossum skottsbergii und Polystichum fuentesii.

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Sophora toromiro (Toromiro)

Viel wurde geschrieben über den letzten hier aufgezählten, noch lebenden Vertreter der endemischen Pflanzen der Osterinsel, den Toromiro-Baum, Sophora toromiro (Toromiro).

 

Er ist eigentlich kein Baum im eigentlichen Sinn sondern vielmehr ein großer Strauch, der am natürlichen Standort wahrscheinlich nur etwa 5 bis 7 Meter Höhe erreichte. Mittlerweile ist diese Art in freier Wildbahn ausgestorben. Von der restlichen ehemaligen Flora künden heute nur noch einige wenige Funde von subfossilem Holz sowie sehr aussagekräftige Pollenfunde. Anhand von Stammresten und später auch Resten von Nussschalen wurde eine Palmenart nachgewiesen, die mittlerweile als einzige ausgestorbene Art der Insel einen vollständigen wissenschaftlichen Namen trägt, Paschalococos disperta. Diese Palme war nahe mit der chilenischen Honigpalme verwandt, aber keinesfalls identisch mit dieser. 

Zu den anhand von Pollenfunden nachgewiesenen Pflanzen gehören ansonsten durchweg Gattungen, die man heute noch andernorts in Polynesien findet, darunter die beiden Wolfsmilchgewächsgattungen Acalypha und Macaranga, Krappgewächse der Gattungen Coprosma, Psychotria sowie Cyclophyllum und Psydrax, die beiden letzteren Gattungen kamen auf der Osterinsel sehr wahrscheinlich mit den noch lebenden Arten Cyclophyllum barbatum und Psydrax odorata vor.

 

Zu den weiteren indigenen Pflanzen gehört eine bunte Mischung aus Arten die sowohl zu den typischen Vertretern der polynesischen Pflanzenwelt gehören, als auch solcher Arten die nachweißlich aus östlicher Richtung, also vom amerikanischen Festland stammen. Hierzu zählen etliche Farne, Asplenium obtusatum (Nehe nehe), Cyclosorus dentatus, Davallia solida, Dryopteris karwinskyana, Haplopteris elongata (Atua), Microlepia strigosa (Nehe nehe), Microsorum grossum (Matu'a pu'a), Ophioglossum coriaceum, Ophioglossum reticulatum (beide Ti'a pito genannt), sowie der weltweit verbreitete so genannte Nacktfarn Psilotum nudum. 

Unter den einkeimblättrigen Pflanzen sind es die Gräser Agrostis avenacea, Dichelachne crinita und Dichelachne micrantha sowie die Sauergräser oder Cyperaceen, die mit einigen Arten, nämlich Cyperus cyperoides, Cyperus eragrostis, Kyllinga brevifolia, Pycreus polystachyos (alle vier Arten werden hier Rattenschwanz - Hiku kio'e genannt) und Schoenoplectus californicus (Nga 'atu), auf der Osterinsel vertreten sind. Besonders die letztgenannte Art bildet auch heute noch in den Kraterseen große Bestände. 

Die Gräser Bromus catharticus, Cynodon dactylon und Sporobolus africanus sind wahrscheinlich erst in moderner Zeit mit der Schafzucht auf der Osterinsel angelangt. Die restlichen einheimischen Arten kann man an zwei Händen abzählen. Das Doldenblütengewächs Apium prostratum ist in einigen anderen Teilen Polynesiens zu finden. 

Zu den Wunderblumengewächsen gehört Boerhavia repens, ebenfalls weit verbreitet, die auf der Osterinsel wohl einst vorkam, heute dort aber ausgestorben zu sein scheint. 

Caesalpinia major (Na'oho oder Nga'oho) ist ein ausladender Busch mit dornigen Trieben, er kommt von Natur aus auf der Osterinsel vor und ist auch auf einigen anderen Inseln Polynesiens zu finden. 

Die beiden Windengewächse Calystegia sepium ssp. roseata, welche man hier und da anhand ihrer hell rosa gefärbten Blüten erkennen kann und Ipomoea pes-caprae ssp. brasiliensis (Tanoa), die ihre Triebe am Boden entlang kriechen lässt, gehören ebenfalls zu den einheimischen Arten. 

Das Beifußgewächs Chenopodium ambiguum wächst an einigen Orten der Küste und kommt zum Beispiel auch in Neuseeland sehr häufig vor. 

Lycium sandwicense (Pua nako nako) gehört zu den Nachtschattengewächsen, es ist an der Küste sehr weit verbreitet und setzt mit seinen violetten Blütchen und seinen roten Beeren einige Farbtupfer. 

Zur selben Familie gehört eine der seltensten Pflanzen der Osterinsel, Solanum americanum ssp. nutans (Poporo), der einst als endemische Art (Solanum insulae-paschalis) galt und hin und wieder unter dem Namen Solanum forsteri geführt wird.

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Sehr häufig findet sich in den verschiedenen Kraterseen das Knöterichgewächs Polygonum acuminatum, das zu jenen Arten gehört die vom amerikanischen Doppelkontinent stammen. Samolus repens ist ein Primelgewächs, das unter anderem auch in Australien und Neuseeland wächst. Es kam einst auch auf der Osterinsel vor, scheint hier aber mittlerweile ausgestorben zu sein. 

Sesuvium portulacastrum, ein Mittagsblumengewächs, das auf vielen Inseln im Pazifischen Ozean vorkommt ist eventuell auch auf der Osterinsel zu finden, ein weiterer Vertreter dieser Familie ist der so genannte Neuseeländische Spinat, Tetragonia tetragonioides (Herepo), der hier wohl sein östlichstes Verbreitungsgebiet hat.

Das Enziangewächs Centaurium spicatum, das Wolfsmilchgewächs Euphorbia serpens (Pato), das Pfeffergewächs Peperomia tetraphylla und das Kreuzblütengewächs Rorippa sarmentosa gehören zu den nicht ganz sicheren einheimischen Gewächsen. Das heißt es ist bisher nicht einwandfrei geklärt ob sie hier von Natur aus vorkommen oder aber vom Menschen eingeschleppt wurden.

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Ganz ähnlich verhält es sich mit den beiden Bäumen Sapindus saponaria (Marikuru) und Thespesia populnea (Makoi), beide Arten sind in weiten Teilen Polynesiens und darüber hinaus verbreitet, ob sie aber auf der Osterinsel auch von Natur aus vorkommen oder von den Besiedlern mitgebracht wurden, ist nicht geklärt. Zuletzt sei noch Triumfetta semitriloba (Hau hau) genannt, eine Art von der man bis vor einiger Zeit annahm sie sei ein vom Menschen eingeschlepptes Unkraut. Von dieser Art weiß man mittlerweile dank ausreichender Pollenfunde, das sie zu den echten einheimischen Arten gehört.

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Dieses kleine, krautige Gewächs wurde nur einmal im Jahr 1877 auf der Osterinsel gefunden, mittlerweile scheint die Art dort auch nicht mehr vorzukommen. 

Außerdem bleibt leider unklar ob sie überhaupt von Natur aus auf der Insel vorkam oder aber erst vom Menschen dort hingebracht wurde. 

Mit freundlichem Dank für die fachliche Beratung und die Fotos an Alexander Lang/Erfurt.

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